Worauf es bei der Wahl der Berufshaftpflichtversicherung ankommt.

  • Mai 21, 2025

Warum ein einziger Fehler Millionen kosten kann – und wie eine gute Berufshaftpflicht den Unterschied macht.

Ein fehlerhafter Statiknachweis. Eine falsch gesetzte Bauteillinie. Eine Terminverzögerung, die eine ganze Baukette aus dem Takt bringt. In der Welt Planern kann eine einzige Unachtsamkeit weitreichende finanzielle Folgen haben. Die gute Nachricht: Eine passende Berufshaftpflichtversicherung schützt nicht nur vor ruinösen Schäden, sondern gibt auch die nötige Sicherheit, um Projekte mit klarem Kopf und kreativem Mut umzusetzen.

Doch was heißt „passend“ eigentlich konkret? Viele Angebote klingen ähnlich, doch die Unterschiede stecken – wie so oft – im Detail. Und genau diese Details entscheiden darüber, ob Sie im Ernstfall auf deinem Schaden sitzen bleiben oder nicht.

Ziel des Artikels

Dieser Artikel zeigt Ihnen, worauf es bei der Wahl der Berufshaftpflichtversicherung für Architekten und Ingenieure wirklich ankommt. Ohne juristisches Kauderwelsch, ohne Werbefloskeln – dafür mit dem Blick eines Praktikers: verständlich, strukturiert und zugeschnitten auf die Realität von Planungsbüros, Freiberuflern und Generalisten.

Was Sie erwartet

Wir führen Sie durch die fünf zentralen Aspekte, die Sie kennen müssen, bevor Sie sich für einen Anbieter entscheiden – oder Ihre bestehende Police auf den Prüfstand stellen:

  1. Warum Ihr individuelles Risikoprofil die Basis jeder guten Versicherung ist.
  2. Welche Leistungen und Bedingungen heute Standard sein sollten – und wann Sie hellhörig werden müssen.
  3. Wie flexibel gute Policen auf Veränderungen reagieren.
  4. Warum sich ein Vergleich lohnt und woran Sie Qualität erkennen.
  5. Welche Zusatzservices wirklich nützlich sind – und welche nur nett klingen.

 

Die Basis: Individuelle Bedarfsanalyse

Warum "Versicherung von der Stange" für Planer:innen nicht funktioniert

Kein Bauvorhaben ist wie das andere – warum sollte es also Ihre Versicherung sein? Die Realität vieler Angebote sieht leider anders aus: standardisierte Tarife, die auf das breite Mittelfeld zugeschnitten sind, aber weder spezialisierte Leistungen noch individuelle Risiken abdecken. Für Architekten und Ingenieure ist das ein Risiko. Denn wer sich pauschal absichert, ist im Ernstfall oft nur teilweise geschützt.

Wie man das eigene Risikoprofil richtig erfasst

Projektgrößen und -typen

Planen Sie Einfamilienhäuser oder Industrieanlagen? Wohnungsbau oder Brücken? Die Größe und Art Ihrer Projekte hat direkten Einfluss auf die potenzielle Schadenshöhe – und sollte sich in der Versicherungssumme sowie im Bedingungswerk widerspiegeln.

Leistungsbilder: Was Sie wirklich anbieten

Leistungsphasen nach HOAI, Projektsteuerung, Generalplanung, Gutachtertätigkeiten – je nach Spektrum brauchen Sie unterschiedliche Deckungen. Viele Policen decken nur klassische LPH ab. Wenn Sie darüber hinausgehen, muss das explizit mitversichert sein.

Spezialisierungen und Sonderrisiken

BIM, nachhaltiges Bauen, Tragwerksplanung, Denkmalschutz – mit zunehmender Spezialisierung steigen auch die Risiken. Manche Tätigkeiten bergen latente Haftungsfallen, die in Standardverträgen schlicht nicht berücksichtigt sind. Wenn Sie sich hier nicht aktiv absichern, sind Sie im Ernstfall schnell auf sich allein gestellt.

Die Gretchenfrage: „Was mache ich eigentlich wirklich – und was könnte mir auf die Füße fallen?“

Dieser Satz gehört an den Anfang jeder Versicherungsauswahl. Setzen Sie sich kritisch mit Ihrem Portfolio auseinander. Was bieten Sie wirklich an? Welche Risiken tragen Sie – auch zwischen den Zeilen Ihres Vertrags mit dem Bauherrn – Stichwort: gesetzliche und vertragliche Haftung? Und welche davon könnte eine schlecht gewählte Police übersehen?

 

Der Kern: Leistungsumfang & Bedingungen im Detail

Was muss versichert sein? (Personen-, Sach- und vor allem Vermögensschäden)

Der häufigste Denkfehler: "Ich mache ja keine körperlich gefährlichen Sachen – was soll da schon passieren?" Die Wahrheit ist: Die teuersten Schäden sind nicht die offensichtlichen. Architekten und Ingenieure haften in erster Linie für Vermögensschäden – also etwa, wenn Planungsfehler Mehrkosten auslösen oder ein Planungsfehler den Bauantrag platzen lässt.

Personenschäden, z. B. durch eine fehlerhafte Tragwerksplanung, und Sachschäden (etwa durch mangelhafte Bauüberwachung) sind natürlich auch versichert – aber der Fokus muss auf der Absicherung der reinen Vermögensschäden liegen. Genau dort sind die Deckungslücken oft am größten.

Kombiprodukte: Berufshaftpflicht + Betriebshaftpflicht = sinnvoll?

Moderne Versicherer bieten oft Kombipolicen an, die Berufshaftpflicht- und Betriebshaftpflichtversicherung vereinen. Der Vorteil: Alles in einem Vertrag, alle Risiken sauber integriert. Gerade für Büros mit Mitarbeitenden, Praktikant:innen oder externen Projektpartnern ist das sinnvoll, weil auch diese Gruppen direkt mitversichert sein können.

Achten Sie allerdings darauf, dass die Bedingungen beider Bestandteile wirklich auf Planungsbüros abgestimmt sind – und nicht einfach nur zusammengewürfelt wurden.

Versicherungssumme: Warum 3 bis 5 Millionen Euro heute Standard sind – und wann das nicht reicht

3 bis 5 Millionen Euro klingen nach viel. In der Praxis reichen sie aber manchmal gerade so. Beispiel: Ein Planungsfehler führt zu einer Bauverzögerung bei einem 20-Millionen-Euro-Projekt. Die daraus resultierenden Kosten können locker in den siebenstelligen Bereich gehen. Und das mehrfach – bei mehreren Geschädigten oder Projekten gleichzeitig.

Wichtig: Versicherungssumme ist nicht gleich Jahreshöchstleistung. Manche Verträge deckeln die Gesamtsumme pro Jahr – dann sind Sie nach einem Großschaden womöglich für den Rest des Jahres unversichert. Lieber großzügig kalkulieren, besonders bei großen Projekten.

Nachhaftung: Späte Schäden, großer Ärger – weshalb zeitlich unbegrenzte Nachhaftung Gold wert ist

Ein Bauprojekt ist lange abgeschlossen, das Honorar längst verbucht – doch Jahre später kommt es zu einem Schaden, der auf Ihree ursprüngliche Planung zurückzuführen ist. Klassischer Fall für die Nachhaftung.

Gute Policen bieten hier zeitlich unbegrenzten Schutz – andere nur fünf Jahre oder weniger. In der Realität reichen Bauzeiten plus Mängelverjährung oft weit über diesen Zeitraum hinaus. Achten Sie darauf, dass Ihre Police nicht mit dem Projektabschluss ausläuft, sondern Sie auch langfristig schützt.

Neue Risiken im Blick behalten

Cyber-Risiken bei digitaler Planung

BIM-Modelle, digitale Leistungsverzeichnisse, Cloud-Datenräume – viele Büros arbeiten längst vollständig digital. Was passiert, wenn ein Ransomware-Angriff deine Projektdaten verschlüsselt oder externe Partner durch fehlerhafte Daten in Mitleidenschaft gezogen werden?

Eine gute Police muss Cyber-Schäden mitdenken – entweder integriert oder als Erweiterung.

ESG-Vorgaben, Umweltanforderungen, Green Building

Nachhaltiges Bauen ist kein Trend, sondern die neue Norm. Aber: Je mehr ESG-Kriterien und Umweltauflagen ins Spiel kommen, desto mehr haftungsrelevante Stolperfallen entstehen. Beispiel: Eine falsche Energiebedarfsberechnung kann Fördergelder kosten – und damit Regressforderungen auslösen.

Gute Versicherungen berücksichtigen diese neuen Regulierungsrisiken – schlechte ignorieren sie.

 

Flexibilität: Versicherungen müssen mitwachsen

Beruflicher Wandel = Versicherungsbedarf im Fluss

Kein Architekturbüro bleibt über Jahre exakt gleich aufgestellt. Neue Leistungsbilder, Projektarten, Märkte – das eigene Profil verändert sich, und mit ihm die Risiken. Eine gute Berufshaftpflichtversicherung muss darauf reagieren können – am besten automatisch, mindestens aber unkompliziert und zügig.

Typische Szenarien aus der Praxis

Einstieg in neue Märkte

Sie nehmen Aufträge im Ausland an? Sie starten mit Projektentwicklung oder planen als Generalübernehmer? Glückwunsch – aber Vorsicht: Nicht jede Police deckt diese Änderungen automatisch ab. Prüfen Sie vor dem Schritt, ob und wie Ihr Versicherungsschutz erweitert werden muss.

Internationale Projekte

Planung in Deutschland, Umsetzung in Spanien, Bauherr sitzt in der Schweiz. Klingt spannend – und ist versicherungsrechtlich oft komplex. Weltweiter Versicherungsschutz ist möglich, aber nicht selbstverständlich. Sie brauchen einen Anbieter, der Erfahrung mit grenzüberschreitenden Risiken hat – sonst wird’s schnell heikel.

Projektbezogene oder pauschale Absicherung?

Manche Büros arbeiten an wenigen, großen Projekten pro Jahr – andere an vielen kleinen. Wer projektweise arbeitet, kann über eine Objektversicherung nachdenken, die auf die konkrete Bausumme ausgelegt ist. Das kann günstiger sein, ist aber weniger flexibel.

Für kontinuierlich aktive Büros empfiehlt sich in der Regel die Jahresversicherung – hier wird auf Basis des Jahreshonorars kalkuliert. Wichtig: Honorarschwankungen sollten einmal jährlich gemeldet und angepasst werden.

 

Anbieterwahl & Tarifvergleich: Nicht alles, was günstig ist, ist gut

Warum ein Blick in die Bedingungen wichtiger ist als der Preis allein

Ja, der Preis ist wichtig. Aber wer bei der Berufshaftpflicht nur auf die Monatsprämie schaut, könnte im Schadenfall ein böses Erwachen erleben. Denn: Was nützt Ihnen ein günstiger Tarif, wenn er im Ernstfall zentrale Risiken ausschließt – oder der Versicherer sich in langwierigen Prüfungen verliert?

Die Faustregel lautet: Günstig ist nicht gleich passend. Entscheidend sind die Versicherungsbedingungen. Wie sind Haftungsgrenzen geregelt? Welche Leistungen sind pauschal enthalten, welche müssen extra beantragt werden? Gibt es Ausschlüsse, die Ihr konkretes Tätigkeitsprofil betreffen?

Ein Vertrag ist nur so gut wie sein Kleingedrucktes. Und das sollte man verstehen – oder von jemandem durchleuchten lassen, der es versteht.

Woran man erkennt, dass ein Anbieter wirklich "bauaffin" ist

„Spezialisiert auf Freiberufler:innen“ – das klingt gut, meint aber oft alles und nichts. Ein wirklich bauspezialisierter Versicherer erkennt man an Details:

  • Fachkundige Ansprechpartner mit Branchenerfahrung
  • Eigene Tarife für Architekten, Ingenieure, Tragwerksplaner etc.
  • Praxisnahe Erweiterungen, z. B. erweiterte Berufsbildklausel
  • Relevante Kooperationen, z. B. mit Architektenkammern oder Fachverbänden
  • Schnelle, kompetente Auskunft bei komplexen baurechtlichen Fragen

Ein echter Indikator: Wie spricht der Versicherer über Haftung? Wenn das Gespräch auf Projektphasen, Honorarordnung oder Regressrisiken kommt und dein Gegenüber nur Bahnhof versteht – weitersuchen.

Rolle von Maklern und Spezialisten (und worauf man achten sollte)

Ein guter Versicherungsmakler macht den Unterschied – besonders, wenn er oder sie auf Ihre Branche spezialisiert ist. Vorteile:

  • Unabhängiger Marktüberblick
  • Individuelle Risikoanalyse
  • Verhandlung besserer Konditionen mit Spezialversicherern
  • Unterstützung bei Vertragsprüfung und Schadensfällen
  • Optimiert proaktiv und kontinuierlich Ihren Versicherungsschutz

Wichtig ist, dass Ihr Makler nicht einfach den Standardtarif aus der Schublade zieht, sondern Ihr konkretes Tätigkeitsprofil versteht. Fragen Sie sich: Würde ich diesem Menschen auch mein Honorar-Controlling anvertrauen? Wenn nicht – weiterziehen.

Regelmäßige Vertrags-Checks als Pflichtaufgabe

Ihre Berufshaftpflicht ist kein Einmalprojekt. Mindestens einmal im Jahr sollten Sie prüfen (lassen), ob Ihre Police noch passt. Fragen Sie sich:

  • Haben sich meine Leistungen verändert?
  • Arbeite ich mit neuen Partnern oder in neuen Märkten?
  • Habe ich neue Risiken (z. B. BIM, Ausland, Projektsteuerung) aufgenommen?

Ein kurzer Check spart im Zweifel Tausende Euro – oder den sprichwörtlichen Hals im Ernstfall.

 

Der Bonus: Services, die den Unterschied machen

Zusatzleistungen mit echtem Mehrwert

Gute Versicherungen leisten im Schadenfall. Exzellente Versicherungen tun schon vorher viel dafür, dass es gar nicht erst soweit kommt – oder dass Sie in anderen Lebenslagen direkt mitversichert sind.

Privathaftpflicht inklusive

Klingt banal, ist aber praktisch – gerade für Selbstständige. Manche Anbieter integrieren eine hochwertige Privathaftpflicht in die Berufshaftpflichtpolice. Spart Zeit, Kosten und Papierkram – vor allem bei Single-Verträgen oder kleinen Büros.

Abwehrrechtsschutz

Wenn Sie ein Bauherr zu Unrecht für z.B. Verzögerungen verantwortlich machen will, brauchen Sie nicht nur Deckung – sondern aktive Rechtshilfe zur Abwehr (sog. Passiver Rechtschutz). Gute Policen enthalten diesen Schutz, der im Zweifel dein gesamtes Honorar retten kann.

Schutz für Projektsteuerer & Bauleiter:innen

Sie steuern Projekte? Überwachen die Bauausführung? Dann brauchen Sie eine Erweiterung, die diese Leistungen klar absichert. Nicht jede Berufshaftpflicht deckt Bauleitung oder Projektsteuerung automatisch ab – und die Regressrisiken hier sind erheblich.

Schadensabwicklung: So erkennt man, ob der Versicherer im Ernstfall auch wirklich liefert

Der große Lackmustest ist der Schadenfall. Leider ist es dann zu spät für Vertragsverhandlungen. Daher vorab prüfen:

  • Gibt es Erfahrungsberichte zur Abwicklung?
  • Wie schnell reagiert der Versicherer auf Rückfragen?
  • Gibt es ein spezialisiertes Schaden-Team?
  • Wird bei komplexen Fällen ein baurechtlich versierter Anwalt hinzugezogen?
  • Bonus: Kann Ihr Versicherungsmakler sie hier unterstützen?

Die beste Police bringt Ihnen nichts, wenn die Schadenregulierung Monate dauert – oder der Versicherer auf Zeit spielt. Fragen Sie im Zweifel gezielt nach Referenzen.

 

Fazit: Was wirklich zählt

Die Berufshaftpflichtversicherung ist mehr als ein Pflichtprogramm. Sie ist Ihr Sicherheitsnetz – und im Ernstfall Ihr Rettungsanker. Doch dafür muss sie zu Ihnen passen. Maßgeschneidert, nicht von der Stange. Transparent, nicht kleingedruckt. Und im besten Fall mit jemandem an Ihrer Seite, der Ihre Arbeit wirklich versteht.

Die fünf wichtigsten Takeaways auf einen Blick:

  1. Ihr Tätigkeitsprofil entscheidet. Wer sich und seine Leistungen nicht sauber analysiert, versichert am Ende das Falsche.
  2. Nicht die Prämie zählt, sondern die Leistung. Achten Sie auf Bedingungen, nicht auf Hochglanzversprechen.
  3. Flexibilität ist Pflicht. Ihre Police muss mit Ihrem Büro wachsen – oder Sie ziehen sie mit.
  4. Vergleichen lohnt sich. Gute Anbieter kennen die Branche, exzellente denken mit.
  5. Service macht den Unterschied. Wer im Schadenfall liefert, rettet nicht nur Geld, sondern auch Nerven und Reputation.

Warum sich Beratung lohnt

Sie planen präzise – Ihre Versicherung sollte das auch. Eine gute Police spart im Zweifel nicht nur sechsstellige Beträge, sondern sichert auch Ihre unternehmerische Freiheit. Der richtige Versicherungspartner denkt mit, bevor etwas passiert – nicht erst danach.


Sie wollen wissen, ob Ihre aktuelle Berufshaftpflicht wirklich zu Ihnen passt – oder ob Ihnen gerade wichtige Leistungen fehlen?

👉 Buchen Sie sich jetzt ein unverbindliches Erstgespräch – wir analysieren gemeinsam Ihr Tätigkeitsprofil, prüfen Ihren aktuellen Schutz und zeigen Ihnen, wo Optimierungspotenzial besteht.

Persönlich. Verständlich. Und mit echtem Branchen-Know-how.

Ähnliches lesenwertes

Welche Rolle spielt KI in der Architektur?

Mai 19, 2025
Einleitung Künstliche Intelligenz ist dabei, die Architekturbranche grundlegend zu verändern. Was vor wenigen Jahren...

Was ist ein IPA Vertrag?

Mai 16, 2025
Einleitung Die Bau- und Immobilienbranche ist geprägt von Herausforderungen: steigende Komplexität, ambitionierte...

Was ist ein Digitaler Zwilling?

Mai 13, 2025
Einleitung: Was ist ein Digitaler Zwilling? Stellen Sie sich ein Gebäude vor, das selbstständig erkennt, wenn seine...